Janusch Kozminski Filmproduktion
präsentiert
die Reihe
Architekten - 6 x 20 Minuten
Otto Steidel
Buch
Christine Lendt
Alle Rechte bei:
Janusch Kozminski Filmproduktion
Viktoriastraße 19
D – 80803 München
Otto Steidle: Bewohnbare Bauten
- Drehbuch (Auszüge) -
1. HARPFING/NIEDERBAYERN –
AUSSEN - TAG
Morgendämmerung, eine weite Landschaft. Dunst schwebt
über Weiden und Getreidefeldern, Tauperlen glitzern an den
Gräsern. Einsamkeit, gespannte Stille, Schönheit.
Kein Haus ist zu sehen bis auf ein Hofgefüge in der Ferne. Es
wirkt fast verloren in dieser Weite und beherrscht doch die Szene.
Näher betrachtet, sind es vier Bauernhäuser, in
rechten Winkeln angeordnet wie eine kleine Festung ...
... Fahrt über einen Feldweg, der in die Hofeinfahrt
mündet.
Es ist der Hof in Harpfing, auf dem Otto Steidle bis zuletzt lebte und
arbeitete.
SPRECHER
1: Der Bauernhof war immer die schönste
Produktionsstätte für ihn.
Er war ein Baumeister, der in die Architektur nur hineingeriet. So
sprach er über sich selbst, Otto Steidle, einer der
erfolgreichsten Architekten Deutschlands. Seine Eltern waren Landwirte,
die ihren Hof selbst ausbauten. Das Bauen vermittelten sie ihm als
Handwerk.
- Einblendung: Frontalansicht eines Bauernhauses. Es ist ein
urtümliches Haus, doch der Architekt hat hier feine Spuren
hinterlassen. Die fast grafische Anordnung der hellen und dunklen
Holzverkleidung erinnert an städtische Fassaden
Abblende.
Titel
2. MÜNCHEN,
LEOPOLDSTRASSE – AUSSEN - TAG
Aufblende.
Der Tag hat begonnen. Fahrt durch die Leopoldstraße in
Richtung Siegestor, das sich schon bald in der Flucht abzeichnet.
Berufsverkehr, hupende Autos, hektisches Gewühle...
SPRECHER
2 (zitiert Steidle): Ich schätze die
Lebendigkeit, die Dichte
und den
Impuls der Stadt und liebe die Beständigkeit und
Schönheit des Landes.
Ich freue mich über die Annehmlichkeit des Holzes und genauso
über die Festigkeit des Steins, an der Überraschung
und Kraft der Farbe und an der Lebendigkeit des Lichts.
- Einblendung: Entsprechende Detailansichten von Steidles Bauten.
Farbe, Lichteinfall, Strukturen:
SPRECHER
2 (fährt fort): Es gibt in meiner Arbeit kein
übergeordnetes Prinzip,
und dennoch ist alles davon bestimmt. Es gibt kein Ideal und dennoch
richtet sich alles danach. Es gibt keinen Fortschritt und dennoch
bleibt nichts wie es war und wie es ist.
Es gibt keine allgemeine
Verantwortlichkeit, und dennoch darf nichts dagegen handeln. Ich hoffe,
den inneren Antrieb mit äußerer Kraft zu
erfüllen.
(…)
4. MÜNCHEN,
THERESIENHÖHE – AUSSEN - TAG
Später Vormittag, die Münchener verlassen ihre
Wohnungen, spazieren mit dem Kinderwagen durch die Straßen,
besuchen Geschäfte, verschwinden in ihren Büros. Sie
spiegeln sich in den Fensterscheiben der Häuser wieder,
während sie daran vorbeigehen ...
SPRECHER
2 (zitiert Steidle): Nicht das Haus bestimmt die Stadt,
sondern die Stadt
bestimmt das Haus.
... Leben und Arbeiten in einem Münchener Neubauviertel ...
SPRECHER
2 (zitiert Steidle): Mit der Vorstellung, die Stadt immer
wieder neu
erfinden zu wollen, sind meiner Meinung nach in der Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg große, große Probleme geschaffen
worden, nicht nur in München. Man wollte die Stadt wirklich
ständig neu erfinden, anstatt sie weiterzuschreiben,
fortzuschreiben, sie wiederzuentdecken, sie neu zu entwickeln.
... Groß auf ein Straßenschild der
Theresienhöhe "Am Messepark", dann weitere
Impressionen des neuen Stadtviertels, unverkennbar zeigen sie die
Verbundenheit von Wohnen und Arbeiten ...
SPRECHER
1: Alte städtische Strukturen begreift Steidle
als
offenes System, das
neue Entwicklungen aufnehmen kann. Auch bei der Theresienhöhe
in München, wo Steidle auf einem ehemaligen
Messegelände zur Entwicklung eines ganzen Viertels
beiträgt. Ohne die Stadt neu zu erfinden, das ist ihm wichtig.
Er lässt die Grundstruktur des Geländes in neuer
Bebauung wieder aufleben.
... Im Bild jetzt die historischen Spuren der Theresienhöhe,
die alten Messehallen, eine Bahntrasse ...
SPRECHER
1: Die Theresienhöhe behält
auch
historische Spuren wie eine alte
Bahntrasse, an der ein Boulevard zur öffentlichen Nutzung
geschaffen wird. In den restaurierten Messehallen findet eine
Verkehrsausstellung des Deutschen Museums ihr Zuhause. Und dort, wo
zuvor der alte Messeturm stand, errichtet Steidle ein eindrucksvolles
Monument städtischen Lebens.
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